WAHLPRÜFSTEINE

Ursula Baum (FDP)

1. Die Stadt Kaarst hat sich in dem 2019 beschlossenen Klimaschutzkonzept zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 die C02-Emissionen um 55% zu reduzieren. Mit welchen drei konkreten Maßnahmen wollen Sie dieses Ziel vorrangig erreichen und schließlich Kaarst klimaneutral machen?

Das Klimaschutzziel der Stadt Kaarst muss eingehalten werden. Hierbei ist es aus meiner Sicht jedoch zu einfach (zu kurzfristig gedacht/zu eindimensional), das Ziel lediglich mit teils populistischen Einzelmaßnahmen in Angriff zu nehmen. Vielmehr muss für die Stadt in Kooperation auch mit Kaarster for Future ein fähiges und planbares Gesamtkonzept erarbeitet werden, welches umsetzbar ist und welches von allen Kaarsterinnen und Kaarstern sowie allen Unternehmerinnen und Unternehmern in Kaarst angenommen wird. Hierfür ist neben den Maßnahmen genauso wichtig, dass das Thema Umweltschutz in den Köpfen und im Handeln aller Beteiligten ankommt. So müssen wir es schaffen, eine Selbstverständlichkeit in das umweltbewusste Handeln zu bekommen.

1. Aufklärung um damit ein Umweltbewusstsein zu schaffen, welches über das zu alltägliche „Weltklima retten“ hinausgeht.
2. Digitalisierung, denn sobald wir das erreicht haben, werden wir dies unmittelbar in unserer CO2 Bilanz merken. Millionen von Blättern und etliche Tintenpatronen können so eingespart werden.
3. Verbesserung der Mobilität – das bestehende Angebot muss erweitert und verbessert werden.

2. Ein durchgängiges Radverkehrsnetz, das die Sicherheit im Radverkehr gewährleistet, ist eine wesentliche Grundvoraussetzung, um eine Attraktivitätssteigerung des Radverkehrs und eine Reduktion der CO2-Belastung zu erreichen. Mit welchen konkreten Maßnahmen möchten Sie das Radfahren in Kaarst attraktiver machen?

Mein Ziel ist es, Kaarst so fahrradfreundlich wie möglich zu gestalten. Ein durchgängiges Radverkehrsnetz, wie wir es uns alle heute wünschen, ist mit der bestehenden Infrastruktur, den teils engen Straßen und den bestehenden Bebauungen schlicht nicht darstellbar. Aber wir können dafür Sorge tragen, dass bestehende Radwege komplett überprüft und nach Bedarf saniert werden. Dies wird der erster Schritt sein, welcher zwar Zeit in Anspruch nimmt, aber höchste Priorität genießt. Darüber hinaus ist bei allen künftigen Bau-/Umbau- und Infrastrukturprojekten ein schlüssiges und nachhaltiges Radverkehrsnetz Genehmigungsvoraussetzung.
Kaarster Radfahrerinnen und Radfahrer (die erfahrenen, aber auch diejenigen, die wir aufs Rad bringen möchten) kennen die bekannten Strecken, die sie bislang mit dem Auto zurückgelegt haben. Wir werden die Strecken, die wir aufgrund der Infrastruktur nicht optimal in das Radverkehrsnetz integrieren können, durch Beschilderungen für Radfahrer umgehen, so dass diese eine optimale, beleuchtete und sichere Route nehmen können.

3. Durch den zunehmenden motorisierten Individualverkehr ist es in Kaarst immer mehr zu erheblichen Verkehrsbelastungen gekommen. Wo sehen Sie Möglichkeiten, um diese zu reduzieren und eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer, usw.) zu erreichen?

Der ÖPNV muss so verbessert werden, dass jedem die Nutzung offensteht und die Alternative ÖPNV auch wirklich nutzbar ist. Zurzeit ist der ÖPNV KEINE Alternative zum Auto, speziell für Menschen, die weiter wegarbeiten und pünktlich kommen müssen. Deswegen werde ich in Gesprächen dafür Sorge tragen, dass wir eine Zuverlässigkeit und kürzere Taktung zu Stoßzeiten bei Bus und Bahn erreichen. Ein weiteres Ziel ist, alternative Fortbewegungsmittel und Antriebsarten in den Fokus zu rücken. So werde ich mich dafür einsetzen, dass Nutzerinnen und Nutzer von Elektrofahrrädern und Elektroautos in jedem Stadtteil die Möglichkeit bekommen, ihr Fahrzeug kostenlos aufzuladen. Dies kann u.a. durch autarke Solartankstellen bewerkstelligt werden. Eine Entlastung des Verkehrsaufkommens werden wir nur dann erreichen, wenn die Verkehrsteilnehmer nicht nach der Hinreise ohne passende Rückreisemöglichkeit dastehen. Erst dann werden wir sowohl überfüllte Straßen als auch Busse vermeiden können. Erst dann werden alle über alternative Fortbewegungsmittel nachdenken. Das Verkehrskonzept muss lückenlos sein.

4. Attraktive öffentliche Verkehrsmittel können wesentlich dazu beitragen, die Nutzung emissionsstarker Verkehrsmittel zu verringern. Wie möchten Sie den ÖPNV in Kaarst stärken?

Mein Ziel ist es, ähnlich wie in Monheim am Rhein, einen KAARST-PASS einzuführen. Mit diesem kann der ÖPNV kostenfrei genutzt werden. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der ÖPNV wie oben beschrieben funktioniert. Denkbar ist beispielsweise, zunächst einzelnen Gruppen wie Schülerinnen und Schülern sowie Rentnerinnen und Rentnern den Pass zur Verfügung zu stellen, damit diese eine echte Alternative haben und Vorteile in der Nutzung des ÖPNVs sehen. Hier sind wir auf die enge Zusammenarbeit mit dem ÖPNV angewiesen und haben nur begrenzt Einfluss auf deren Angebot.
Entsprechend werde ich, wie in 3) beschrieben, nicht alles auf die Karte ÖPNV setzen, sondern mich verstärkt um Alternativen kümmern.

5. Die Kommune ist ein wichtiges Vorbild in Sachen Energieeinsparung. Mit welchen konkreten Maßnahmen und Projekten wollen Sie den Energieverbrauch städtischer Gebäude reduzieren?

Für die Beantwortung muss ich zunächst einen Schritt zurückgehen. Welche städtischen Gebäude in Kaarst haben denn welchen Verbrauch? Welche Gebäude den größten Bedarf und welche das höchste Einsparpotential? Diese Fragen werden ich zunächst mittels konkreter Analyse beantworten. Sowohl die Analyse als auch zum Teil die Sanierung selbst werden durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle finanziell gefördert. Diese Förderung wurde jedoch bislang noch nicht angefordert. Nach der Analyse werden die größten Einsparpotentiale identifiziert und ein umfassendes Konzept erstellt, wie diese Gebäude langfristig die maximal mögliche Energieeinsparung erreichen können. Erst dann kann ich eine seriöse Aussage dazu treffen, welche Maßnahmen in welchem Zeitfenster beschlossen werden können. Darüber hinaus ist es jedoch auch möglich, bereits kurzfristig kleinere Schritte zu gehen, wie die bekannten Fassaden- und Dachbegrünungen.
Ebenso müssen wir darauf achten, dass Neubauten möglichst sauber und energetisch sinnvoll gebaut werden; egal ob im Privat- oder im Gewerbebereich.
Auch hier ist Aufklärung wichtig: viele Bauherren wissen nicht, welche Förderungen es für energieeffizientes Bauen gibt.

6. Die energetische Sanierung privater Wohngebäude birgt ebenfalls erhebliche Potenziale für Energieeinsparungen. Wie wollen Sie diese ausschöpfen?

Die Frage impliziert bereits einen Teil der Antwort. Viele Wohngebäude sind in privatem Besitz. Wir können niemandem vorschreiben, wie das vorhandene Haus saniert und energieeffizient umgebaut werden sollte. Es gibt aber Dinge, die wir forcieren werden können und diese werde ich künftig umsetzen. Information und Aufklärung: „Ein Umbau kostet zu viel Geld!“, „Die Einsparung sind nicht so groß!“ Diese und weiterer Antworten erhalte ich, wenn ich meine Mitmenschen auf genau dieses Thema anspreche. Ich merke, dass den meisten die vielen finanziellen Förderungen des Landes und des Bundes gar nicht bekannt sind. Hier wird es meine Aufgabe sein, dafür Sorge zu tragen, die Informationen unkompliziert und verständlich zur Verfügung zu stellen. Im Zusammenhang mit der genannten Aufklärung wird die Stadt unter meiner Führung als Vorbild
vorangehen. Wie bereits in Frage 5 betont, werde ich st. Gebäude nach Bedarf und Potential sanieren. Wenn die Bürgerinnen und Bürger sehen, dass „sich etwas tut in Kaarst“, dass begrünte Flächen keine Ausnahme mehr sind und Solarenergie auf Häusern sich nahtlos in das Stadtbild einfügt, werden diese sich ermuntert fühlen, den positiven Beispielen zu folgen.

7. Das Kaarster Stadtgebiet ist vergleichsweise dicht besiedelt. Wollen Sie einen weiteren Flächenverbrauch aus Gründen der Artenvielfalt und des Naturschutzes in Kaarst verhindern und wie?

Ich lebe gerne in Kaarst! Das liegt natürlich auch daran, dass ich die Artenvielfalt und die vielen grünen Gebiete in Kaarst zu schätzen weiß. Entsprechend werde ich, wie bereits in der Vergangenheit, auch weiterhin sehr verantwortlich und bewusst mit dem Flächen im Regionalplan umgehen. Wichtig ist: die fünf Kaarster Stadtteile sollen erkennbar erhalten bleiben. Eine Verdichtung soll hauptsächlich innerorts stattfinden.

8. Damit Klimaschutz in Kaarst gelingen kann, müssen neben den Bürgerinnen und Bürgern auch die Unternehmen ihren Beitrag leisten. Mit welchen konkreten Maßnahmen möchten Sie Klimaschutzmaßnahmen auf Seiten der Kaarster Wirtschaft fördern und durchsetzen?

Analog zu den privaten Haushalten ist auch hier erstmal Aufklärungsarbeit nötig.
Die Unternehmerinnen und Unternehmer haben in ihrem Job häufig gar nicht die Zeit, sich bspw. über die Modernisierung ihres Objektes Gedanken zu machen. Schon gar nicht über die teils komplizierten Wege, energieeffizient zu sanieren.
Ich plane ein regelmäßiges Unternehmertreffen, welches natürlich zunächst wachsen muss. Im Rahmen dieser Treffen werden immer auch passende Fachvorträge zu hören sein, die u.a. Klimaschutzmaßnahmen und die passenden Förderprogramme zum Thema haben werden. Ich möchte die Kaarster Unternehmerinnen und Unternehmer dazu ermutigen und dabei unterstützen, (z.B.) Elektrotankstellen aufzustellen, Fahrräder über Förderprogramme für ihre Angestellten anzuschaffen und sich am Kaarster Klimaschutzprogramm zu beteiligen und Kaarst aktiv mitzugestalten.

9. Beim Thema Nachhaltigkeit kommt es auf das Handeln jedes Einzelnen an. Wo sehen Sie die Vorbildfunktion der Stadt und welche konkreten Ideen und Maßnahmen haben Sie, um die Menschen zu sensibilisieren?

Das Rathaus muss (nahezu) papierlos werden und somit auch hier als Vorbild vorangehen! Die technischen Möglichkeiten sind längst vorhanden, aber bislang hat es noch niemand umgesetzt. Hierfür werde ich mich einsetzen. Wir müssen es schaffen, sämtliche Anträge online stellen und auf Veränderungen kurzfristig reagieren zu können. Ein Projekt, welches meine Arbeit künftig täglich begleiten wird. Jeder Arbeitsschritt muss papierlos zu bewerkstelligen sein. Hierzu müssen selbstverständlich die technischen Voraussetzungen auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschaffen werden Dazu zähle ich im Übrigen nicht nur das Rathaus, sondern ebenfalls die dazugehörigen Verwaltungen, Schulen etc.. Einer unserer Schulen verbraucht beispielsweise jährlich ca. 300.000 Blatt Papier. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Was hindert die Schulen daran, die meisten Dinge papierlos zu handhaben? Müssen wirklich alle
Informationen an die Eltern mittels papierhafter Information verteilt werden? Ich glaube nicht. Die Vorteile der Digitalisierung werde ich hier vollumfänglich einsetzen.

10. Täglich fallen enorme Mengen an Abfall an und auch die Sauberkeit öffentlicher Bereiche ist verbesserungswürdig. Was möchten Sie unternehmen, um Abfallvermeidung und mehr Recycling zu erreichen?

Auch hier beginnt die Arbeit mit Aufklärung. Allerdings in diesem Fall bereits in Kindergärten und Schulen. Was passiert eigentlich mit einem achtlos weggeschmissenen Strohhalm? Wie lange braucht eine Dose, bis sie abgebaut ist, wie lange ein Kaugummi oder eine Zigarette und was richten sie in dieser Zeit für Schäden an? Im Rahmen eines speziellen Programms für Kindergärten und Schulen werden gleichgeartete Informationen auch verstärkt über die zur Verfügung stehenden Onlinemedien verbreitet. Ebenso werde ich über die Anzahl und die Verteilung von geeigneten Abfalleimern diskutieren. Auch hier gibt es
zwischenzeitlich hochmoderne Möglichkeiten.

11. Auf dem Areal Kaarster Kreuz soll ein nachhaltiges Gewerbegebiet entstehen. Was bedeutet für Sie hier ganz konkret „nachhaltig“?

Die Beantwortung dieser Frage ist im Prinzip die Zusammenfassung eines Großteils der o.g. Fragen! Wir müssen von Beginn an, also bereits bei der Planung und Ausschreibung, darauf achten, dass wir Aufträge nur dann vergeben, wenn sie a) das Nachhaltigkeitskonzept einhalten und b) in das Bild der „neuen“ Stadt Kaarst passen. Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang bedeutet für mich auch, dass von Beginn an alternative Fortbewegungsmittel gedacht wird, es ausreichend Platz für Radfahrerinnen und Radfahrer gibt, Ladestationen für E-Mobilität, großzügige Grünflächen auf dem Boden und auf den Dächern, Nutzung von Sonnenenergie und ggfl.s direkt Umwandlung für die Ladestationen sowie ausreichende Bepflanzung und Blühstreifen für Insekten.

Verantwortung, die man bei den sich neu ansiedelnden Unternehmen nicht nur einfordern, sondern vertraglich festhalten muss. Das Gebiet soll zu einen Vorbildprojekt werden.

Lars Christoph (CDU)

Lars Christoph_Wahlprüfsteine Kff

1. Die Stadt Kaarst hat sich in dem 2019 beschlossenen Klimaschutzkonzept zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 die C02-Emissionen um 55% zu reduzieren. Mit welchen drei konkreten Maßnahmen wollen Sie dieses Ziel vorrangig erreichen und schließlich Kaarst klimaneutral machen?

Die gesteckten Ziele zur CO2-Reduzierung können nur erreicht werden, wenn viele Einzelmaßnahmen jeweils Beiträge leisten. Insofern lassen sich notwendigen Maßnahmen nicht auf drei Punkte reduzieren. Man kann jedoch drei Kernbereiche benennen, in denen Fortschritte erzielt werden müssen:
Dies betrifft zunächst den Bereich der öffentlichen Gebäude. Hier müssen wir den eingeschlagenen Weg zur Durchführung energetischer Gebäudesanierungen bei den Bestandsbauten fortsetzen und zugleich bei den Neubauprojekten weiterhin auf nachhaltige Energieversorgungskonzepte setzen.
Im Bereich der privaten Haushalte müssen wir energetische Gebäudesanierungen vor allem dadurch forcieren, dass wir die Beratung der Bürgerinnen und Bürger über Konzepte und Fördermöglichkeiten verbessern. Hier könnten etwa auch die Stadtwerke Kaarst verstärkte Beratungstätigkeiten übernehmen.
Als dritter Bereich ist die Mobilität in den Blick zu nehmen. Das in Erstellung befindliche Mobilitätskonzept muss Lösungen dafür aufzeigen, den ÖPNV zu verbessern, die Attraktivität des Fahrrades als Fortbewegungsmittel in unserer Stadt zu erhöhen und die Elektromobilität auszubauen.

2. Ein durchgängiges Radverkehrsnetz, das die Sicherheit im Radverkehr gewährleistet, ist eine wesentliche Grundvoraussetzung, um eine Attraktivitätssteigerung des Radverkehrs und eine Reduktion der CO2-Belastung zu erreichen. Mit welchen konkreten Maßnahmen möchten Sie das Radfahren in Kaarst attraktiver machen?

Dem Fahrrad kommt als Verkehrsträger zu Recht eine immer größer werdende Bedeutung zu. Bei der Planung zukünftiger Straßenbauprojekte muss der Radverkehr von vorne herein eine höhere Priorität einnehmen. Hierbei muss ein Gleichgewicht zwischen Fußgängern, Automobilität und Radverkehr entstehen.
Ziel muss es sein, dass alle Ortsteile miteinander vernetzt sind. Die Bestandssituationen müssen ideologiefrei dahingehend überprüft werden, wie den bisher „schwächeren“ Verkehrsteilnehmern mehr Raum gegeben werden kann. Dabei ist allerdings nicht zu verkennen, dass größere Teile der Bevölkerung auch weiterhin auf das Auto angewiesen sein werden.
Auch unsere Bahnstationen in Kaarst müssen fahrradfreundlich erreichbar sein. Hierfür müssen sichere Unterstellungsmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen werden. Dies kann in Form von Fahrradboxen oder auf lange Sicht in Form eines Extraparkhauses für Fahrräder geschehen. Denn immer häufiger nutzen die Bürgerinnen und Bürger das Fahrrad, um dann in die Bahn zur Arbeit einzusteigen. Die Vernetzung der verschiedenen Verkehrsträger muss daher ausgebaut werden.

3. Durch den zunehmenden motorisierten Individualverkehr ist es in Kaarst immer mehr zu erheblichen Verkehrsbelastungen gekommen. Wo sehen Sie Möglichkeiten, um diese zu reduzieren und eine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer, usw.) zu erreichen?

Eine Reduzierung der durch das Auto hervorgerufenen Belastungen geht einher mit der Steigerung der Attraktivität von anderen Fortbewegungsmöglichkeiten. Dies betrifft die Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr ebenso wie einen bedarfsgerechten Ausbau des ÖPNV. Beide Punkte werden in dem in Erstellung befindlichen Mobilitätskonzept ausführlich zu betrachten sein. Hinsichtlich des ÖPNV sind dabei nicht nur die Angebote innerhalb des Stadtgebietes in den Blick zu nehmen. Auch ein Ausbau der S 28 in westliche Richtung nach Viersen und perspektivisch Venlo leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Bedingungen für einen Umstieg vom Auto auf die Bahn zu verbessern. Dass dies durchaus gewünscht ist, zeigt die Regiobahn, die sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem wahren Erfolgsprojekt entwickelt hat.
Wichtig ist zudem, die Sicherheit im Straßenverkehr gerade für die schwächeren Verkehrsteilnehmer, also vor allem Fußgänger und Radfahrer, zu erhöhen.

4. Attraktive öffentliche Verkehrsmittel können wesentlich dazu beitragen, die Nutzung emissionsstarker Verkehrsmittel zu verringern. Wie möchten Sie den ÖPNV in Kaarst stärken?

Wie bereits dargelegt ist bei einer beabsichtigten Stärkung des ÖPNV nicht nur der Ausbau der Verbindungen innerhalb des Stadtgebietes in den Blick zu nehmen. Neben dem Ausbau der S 28 in westliche Richtung sollte auch eine stärkere Verzahnung der Busverbindungen zu den umliegenden Städten, etwa nach Meerbusch, in Erwägung gezogen werden.
Darüber hinaus muss im Rahmen des in Erstellung befindlichen Mobilitätskonzeptes geprüft werden, wie die Verbindungen zwischen den Ortsteilen, aber auch die Anbindungen bisher kaum mit ÖPNV versorgter Gebiete verbessert werden können. Hierzu kann die Schaffung einer weiteren Buslinie von Büttgen über Holzbüttgen nach Kaarst ebenso zählen wie neue und moderne Formen der Bepreisung von ÖPNV-Angeboten.
Perspektivisch kann auch der Einsatz von autonom fahrenden Elektrobussen das ÖPNV-Angebot nachhaltig verbessern. Hiermit könnte eine völlig neue Gestaltung des ÖPNV-Netzes in unserer Stadt möglich werden (viel mehr Zubringerlinien, dichtere Taktung etc.).

5. Die Kommune ist ein wichtiges Vorbild in Sachen Energieeinsparung. Mit welchen konkreten Maßnahmen und Projekten wollen Sie den Energieverbrauch städtischer Gebäude reduzieren?

Die Stadt ist bereits in den letzten Jahren mit gutem Beispiel bei der Energieeinsparung vorangegangen. So wurde etwa die komplette Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt. Auch im Bereich der energetischen Gebäudesanierung wurden Maßnahmen ergriffen, die den Energieverbrauch zum einen senken und zum anderen möglichst auf erneuerbare Energien umstellen. Dieser Weg soll auch in der Zukunft konsequent beschritten werden. Die weitere Optimierung der Bewirtschaftung der eigenen Liegenschaften ist dabei ebenso wichtig wie die Steigerung des Bewusstseins klimafreundlichen Verhaltens in der Verwaltung.
Für städtische Neubauten werden Energieversorgungskonzepte umgesetzt, die noch deutlich unter den Anforderungen der Energieeinsparverordnung liegen. Damit nehmen wir eine Vorbildrolle ein. Wir sollten zudem nochmals prüfen, welche städtischen Dächer sich für die Installation von Photovoltaik-Anlagen eignen.

6. Die energetische Sanierung privater Wohngebäude birgt ebenfalls erhebliche Potenziale für Energieeinsparungen. Wie wollen Sie diese ausschöpfen?

Im Rahmen der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes wird aktuell geprüft, wie die Bürgerinnen und Bürger bei der Beratung zu Energieeinsparmaßnahmen unterstützt werden können. Ich könnte mir hier den Aufbau eines Energieberatungszentrums vorstellen, das sowohl über technische Möglichkeiten wie auch über Förderwege aufklärt und unterstützend berät. Vielleicht können wir hier auch eine Kooperation mit den Stadtwerken Kaarst eingehen, die bereits jetzt Energieberatung vornehmen und daher in Kooperation mit unserem Partner Gelsenwasser AG über breites Know-how und technische Expertise verfügen.

7. Das Kaarster Stadtgebiet ist vergleichsweise dicht besiedelt. Wollen Sie einen weiteren Flächenverbrauch aus Gründen der Artenvielfalt und des Naturschutzes in Kaarst verhindern und wie?

Kaarst ist die flächenkleinste Kommune im Rhein-Kreis Neuss. Dem Wachstum sind daher recht enge Grenzen gesetzt. Wichtig ist mir nämlich, dass die Freibereiche zwischen den Ortsteilen als Naherholungsbereiche erhalten blieben. Eine bauliche Entwicklung kann daher nur noch sehr maßvoll erfolgen. Eine weitere Vergrößerung der Flächen für den Allgemeinen Siedlungsbereich, die im Regionalplan festgelegt werden, lehne ich ab. Innerörtliche Grünbereiche möchte ich erhalten. Sie stellen wichtige Rückzugsräume für Tiere dar und leisten zugleich deutlich positive Beiträge für ein gutes Stadtklima.

8. Damit Klimaschutz in Kaarst gelingen kann, müssen neben den Bürgerinnen und Bürgern auch die Unternehmen ihren Beitrag leisten. Mit welchen konkreten Maßnahmen möchten Sie Klimaschutzmaßnahmen auf Seiten der Kaarster Wirtschaft fördern und durchsetzen?

Der Stadt ist es sehr wichtig, dass im Bereich des Gewerbegebietes „Kaarster Kreuz“, d.h. auf den Flächen westlich des neuen IKEA, ein in jeder Hinsicht nachhaltiges Gewerbegebiet entsteht. Hierfür entwerfen die Stadtwerke Kaarst aktuell mit der Unterstützung der Gelsenwasser AG und der Hochschule Düsseldorf ein Konzept, wie eine zentrale Energieversorgung ökologisch und ökonomisch realisiert werden kann. Ich würde mich freuen, wenn im Bereich des Gewerbegebietes Kaarster Kreuz ein in jeder Hinsicht vorbildliches Vorzeigeprojekt für ganz Deutschland mit Beteiligung der Stadtwerke Kaarst realisiert werden könnte.
Ich möchte zudem die Beratungsangebote auch für Unternehmen ausbauen, damit diese – ebenso wie Privathaushalte – bestmöglich informiert sind, welche Möglichkeiten in technischer und finanzieller Hinsicht bestehen, Energieeinsparmaßnahmen umzusetzen.

9. Beim Thema Nachhaltigkeit kommt es auf das Handeln jedes Einzelnen an. Wo sehen Sie die Vorbildfunktion der Stadt und welche konkreten Ideen und Maßnahmen haben Sie, um die Menschen zu sensibilisieren?

Das vom Rat beschlossene Klimaschutzkonzept sieht diverse Maßnahmen vor, um die Sensibilisierung für das wichtige Thema des Klimaschutzes zu erhöhen. Dabei wird richtigerweise bereits im Kinder- und Jugendbereich angesetzt. Hierbei geht es um die Etablierung von Energiesparmodellen in Kindertagesstätten und Schulen, die Förderung von Ernährungs- und Schulgärtenprojekten oder Ferien- und sonstige generationenübergreifende Projekte zum Klimaschutz. Diese Projekte sollten sukzessive umgesetzt werden.

10. Täglich fallen enorme Mengen an Abfall an und auch die Sauberkeit öffentlicher Bereiche ist verbesserungswürdig. Was möchten Sie unternehmen, um Abfallvermeidung und mehr Recycling zu erreichen?

Auch hier erscheint es mir angebracht, die Sensibilisierung bereits im Kinder- und Jugendalter anzusetzen. Denn schon sehr früh muss ein Bewusstsein für Abfallvermeidung geschaffen werden. Was die Sauberkeit der öffentlichen Räume angeht, so sind wir hier alle gefordert, uns einerseits vorbildlich zu verhalten und andererseits Projekte und Aktionen zur Verbesserung des öffentlichen Erscheinungsbildes auch durch eigenes Engagement zu unterstützen. Daneben ist bereits im Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept für die Stadtmitte das Projekt „Unsere saubere Stadt“ vorgesehen, das nun zügig umgesetzt werden sollte.

11. Auf dem Areal Kaarster Kreuz soll ein nachhaltiges Gewerbegebiet entstehen. Was bedeutet für Sie hier ganz konkret „nachhaltig“?

Ich verstehe Nachhaltigkeit in Bezug auf das Gewerbegebiet „Kaarster Kreuz“ umfassend. Gemeint ist nach meinem Verständnis eine soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Neben den bereits beschriebenen Konzeptüberlegungen für eine zentrale Energieversorgung, die den Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit betreffen, setze ich mich dafür ein, dass innerhalb des Gewerbegebietes auch ein zentraler Betriebskindergarten entsteht. Das betrifft dann primär den Bereich der sozialen Nachhaltigkeit, mittelbar aber auch erneut die ökologische Nachhaltigkeit, da dadurch Fahrtwege reduziert werden können. Zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit gehören für mich die Aspekte, die für die Auswahl der anzusiedelnden Unternehmen eine Rolle spielen: die Betrachtung der Zukunftsprognosen der Branchen der Unternehmen, die sich hier ansiedeln wollen, gehört etwa dazu. Für mich haben aber auch inhabergeführte, mittelständische Unternehmen unter dem Aspekt der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit einen Vorteil.

Hier gibt es die Antworten von Nina Lennhof, Lars Kuhlmeier und Gerhard Schmitz.